Eine neue Zeitrechnung

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Aufbruch in neue Welten

Die Zeit, in die Georg von Frundsberg (1473-1528) hineingeboren wird, als eine bedeutende zu bezeichnen, käme womöglich einer maßlosen Untertreibung gleich. Was uns heute jedoch als epochemachende Zeitenwende nur allzu deutlich vor Augen steht, mag sich den Zeitgenossen selbst noch nicht in dieser Eindeutigkeit entschlüsselt haben. Sprichwörtlich ganze Welten geraten zu Lebzeiten Frundsbergs in Bewegung. Das betrifft nicht nur die Entdeckung Amerikas 1492, von dem ja zunächst einmal gar nicht unter diesem Namen, sondern als der „neuen Welt“ die Rede ist. Eine Bezeichnung, in der jener selbstverliehene Vorrang der europäischen, weil „ursprünglichen Welt“ schon mitschwingt, der die nautische Fehleinschätzung des Christoph Columbus zu deutlich mehr macht, als einer bloßen Korrektur geographischer Tatsachen.

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Glaube

Aus den Fugen geraten allerdings auch noch ganz andere Welten – die Religiöse etwa. Ist es doch ein „Mönchlein“, das es wagt, dem einzig wahren Glauben einen zweiten solchen entgegenzustellen. Mit dem Thesenanschlag Martin Luthers 1517 in Wittenberg, der Weigerung auf dem Wormser Reichstag 1521, diese zurückzunehmen, und der im Versteck auf der Wartburg angefertigten Übersetzung der Bibel ins Deutsche, fallen gleich mehrere Ereignisse in die Zeit Frundsbergs, die den europäischen Kontinent auf Jahrhunderte hinaus spalten, aber auch zu einer radikalen Umdeutung religiösen Glaubens als einem rein individuellen Bekenntnis führen wird.

Politik

Das Feld des Politischen bleibt zwar nach wie vor eng mit einer strikt personengebundenen Statusordnung verbunden, sieht sich jedoch angesichts des Problems der Rivalität zunehmend mit dem Erfolgskriterium konfrontiert, wie es Niccolò Machiavelli (1469-1527) in seinem „Il Principe“ (1513) so treffend formuliert. Nicht die Übereinstimmung mit einer wie auch immer gearteten ewigen moralischen Grundordnung bestimmt mehr über das Wohl und Wehe politischer Herrschaft, sondern vielmehr die Resultate der Entscheidungen und Handlungen des Fürsten selbst, die dieser nicht selten am eigenen Leib zu spüren bekommt. Der Herrscher ist im höchsten Maße verwundbar – für den Verlust seiner Macht und damit allzu oft auch des eigenen, nackten Lebens. Man denke nur an Giuliano de Medici, der 1478 während der Ostermesse in der Kathedrale von Florenz der Verschwörung der Pazzi zum Opfer fällt. Gleichzeitig ist der Herrscher aber auch der Einzige, der überhaupt dazu in der Lage ist, die Bedingungen unter Kontrolle zu halten, die ansonsten ihn kontrollieren würden. Daher alle Warnungen Machiavellis an den Fürsten, sich grundsätzlich sämtliche Optionen offenzuhalten, zugleich aber auch mit den eigenen Machtmitteln stets ökonomisch, d.h. sparsam, ja geradezu wählerisch, umzugehen. Geht es doch stets auch um seinen eigenen Kopf.

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Welthandel und Kunst

In der Ökonomie wiederum ist es vor allen Dingen der durch clevere Bergbau-, Handels- und Geldpolitik erworbene Reichtum und durch geschickte Heiratspolitik erlangte gesellschaftliche Aufstieg erfolgreicher Familiendynastien wie der Fugger, der Medici oder der Welser, der die Renaissance prägt. Als Monopolisten enormer finanzieller Mittel bestimmen sie nicht nur die politischen Verhältnisse ihrer Zeit entscheidend mit, indem sie etwa für Kaiserwahlen, fürstliche Hochzeiten oder Feldzüge aufkommen, sondern auch der Architektur und der Kunst durch ihr weltoffenes, selbstbewusstes Mäzenatentum neue Impulse verschaffen. Letztere befreit sich indessen zunehmend aus dem umfassenden Zugriff der Religion und greift auf die Ideale der griechischen und römischen Antike zurück. Das von seinem Schöpfer geradezu absehende religiöse Kultbild verliert zusehends an Bedeutung. Es ist die Geburtsstunde des autonomen Kunstwerks, geschaffen von der Hand des durch sein Genie herausragenden Künstlers, deren Namen – genannt seien hier nur Michelangelo, Leonardo Da Vinci, Sandro Botticelli, Albrecht Dürer, Lucas Cranach der Ältere/Jüngere oder Hans Holbein der Ältere/Jüngere – bis heute ihre Auftraggeber an Bekanntheit bei weitem überflügeln.

Wissenschaft und Buchdruck

In der Wissenschaft verbannt der Universalgelehrte und Astronom Nikolaus Kopernikus mit seinem heliozentrischen Weltbild die Erde endgültig aus dem Zentrum des Universums. Ähnliches scheinen auch Thomas Morus, Erasmus von Rotterdam oder Nikolaus von Kues zu betreiben, denen nicht mehr Gott, sondern der Mensch zum zentralen Bezugspunkt und Horizontbegriff einer Gedankenwelt wird, die ihr Programm bereits im Namen trägt und die etwas schwerfällige Form der mittelalterlichen Scholastik ablöst. Die Rede ist vom Humanismus. Was noch gar nichts mit dem heutigen Verständnis von Individualismus zu tun hat, sondern sich nach wie vor einer universalen Ordnung verpflichtet fühlt, lebt aus der Vorstellung, dass mit dem Menschen ein neuer Einheitsbegriff gefunden ist, auf den hin sich alle offensichtlichen Differenzen beziehen lassen, denen nun in der neuen Welt ebenso unvermeidlich zu begegnen ist wie in Glaubensfragen, in der Politik, in Wirtschaft, Kunst oder Wissenschaft. Oder besser gesagt: Von denen seit der Erfindung des Buchdrucks durch den 1468 verstorbenen Johannes Gutenberg in erster Linie zu lesen ist – einerlei wann, wie, wo, von wem oder weshalb. Darin mag nun wiederum das eigentlich „Revolutionäre“ dieser Zeit gründen, das bis heute fortwirkt. Denn woher wüssten wir von all dem, wenn nicht aus Büchern?

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